
25 04 2024
14 h
Wir kommen als Wesen voller Bedürfnisse zur Welt. Seit Beginn unseres Lebens benötigen wir
Dinge, die absolut essentiell für das Überleben sind. Das sind zum einen physische Dinge, wie
Nahrung, Kleidung, Wärme und Schutz, als auch psychische, wie emotionale Zuwendung und
Liebe.
Wir in Zentraleuropa haben den Überfluss zur Gewohnheit gemacht. Im Laufe der Zeit häu-
fen sich so viele Dinge an. Wir kaufen ständig neue Kleidung, sammeln vielleicht Bücher oder
bringen aus jedem Urlaub einen Magneten für den Kühlschrank mit.
In den diesjährigen Dialogen wollen wir herauszufinden, was wir wirklich brauchen und stel-
len zuerst die Frage: Worüber verfügen wir / was besitzen wir?
In einem Gebäude wird eine Bestandsanalyse Antwort geben, in einer Firma eine Inventur
und zuhause würden wir vermutlich einfach aufräumen.
Wie kann ein solches „Aufräumen“ unserer Standards gelingen? Und was bedeutet das für die
Gestaltung?
Aufräumen - oft finden wir dabei Vergessenes, machmal sogar alte Schätze. Sind diese noch
von Bedeutung oder können die wiederentdeckten, möglicherweise kleinen, bisher überse-
henen Dinge uns sogar neu inspirieren?
Danach wollen wir suchen: Was können wir in Architektur, Innenarchitektur, Stadtplanung
und im Design beitragen? Was ergibt unsere Inventur? Welche Fundstücke geben uns Hinweise?
Was schlagen wir vor?
PROGRAMM
14 00
14 15
14 30
14 45
15 00
15 15
15 30
16 45
17 00
17 15
17 30
17 45
18 30
Empfang
Begrüßung & Einführung
what's worth it l Adam Thiessen
Next Nature l Bart Brands
RE:ACT - Mein Umfeld ein Materiallager I Lara Piche
Bericht vom Workshop
Ausstellung & Kaffeepause
R
Sammeln und Verwerten im Studium l Dilara Rückert
Radikal minimal - downsizing im Tiny House l Wibke Schaeffer
Anton ll - ein Haus wie ein Möbelstück l Manfred Lux
What is the value of human waste? I Zsofia Kollar
Abendessen

DAS TEAM

Das Team
von links nach rechts
Anne Wolter l Dilara Rückert l Nadine Kienaß
Ulrich Nether l Conrad von Rüden l Pauline Willing
Charlene Carpenter l Hannah Schulz l Adam Thiessen
ANMELDUNG
Die Anmeldefrist ist abgelaufen. Bei Interesse, noch teilzunehmen, bitte über das Kontaktformular anfragen.
DAS FORUM




„Radikal Räumen“ war Thema des achten Forums der Design Dialoge am 25. April 2024
am Kreativ Campus in Detmold:
Das Forum der Design Dialoge ist stets mit Bezug auf das aktuelle Thema gestaltet, nicht nur in den Inhalten von Beiträgen und Ausstellung, sondern auch in der Gestaltung der Kommunikation, der Medien, der Räume und der Abendveranstaltung und der Speisen, so auch dieses Mal.
Nach Willkommen und Einführung in Dialoge – zum ersten Male in der Geschichte des Forums im großen Hörsaal - durch Ulrich Nether und die Studierende Pauline Willing, die gemeinsam die Veranstaltung moderierten, startete Adam Thiessen, Innenarchitektur Student, mit seinem „What’s worth it“ betitelten Beitrag. Darin berichtete er in mitreißender und beispielgebender Art von einem persönlichen Zugang zum Wert von Gegenständen anhand eines von einem afrikanischen Kunsthandwerker gefertigten Hockers.
Professor Bart Brands stellte in seinem Beitrag „next nature“ seine These vor, nicht mehr stereotypen oder klassischen Naturbilder als Produkt geplant in die Stadtumgebung zu tragen, sondern Natur als Prozess zu begreifen und neuartige aus sich heraus wachsende Ökosysteme zuzulassen.
Lara- Kathrin Piche stellte ihre abgeschlossene Innenarchitektur Bachelorarbeit vor, in
der sie sich mit der aktuellen Möbelwirtschaft beschäftigt hat, die Möbel produziert, die schon nach kurzer Lebensdauer auf den Müll wandern. In der Auseinandersetzung mit dem Thema hat sie experimentell und beispielhaft Tisch, Bänke und Leuchte - eine komplette Esszimmereinrichtung - aus den Platten eines Kleiderschrank aus melaminbeschichteten Standard Spanplatten entwickelt und dem eher geringwertigen so ein neues wertvolleres Leben gegeben.
Zum Abschluss des ersten Teils berichteten dann Studierende zusammen mit einigen Unternehmensvertreter:innen von den Ergebnissen des gemeinsamen Workshops zum Thema, der am 10. Januar stattgefunden hatte.
Der folgende Pause mit Kaffee und Kuchen folgten Führungen durch eine kuratierte umfangreiche Ausstellung aktueller studentischer Arbeiten, in der in unterschiedlicher Weise Aspekte des diesjährigen Themas der Dialoge sichtbar wurden.
Für den zweiten Teil waren die Teilnehmer:innen aufgefordert, sich den Raum selbst einzurichten, in der Mitte eines großen Vortragssaals aufgehäufte unterschiedliche Sitzgelegenheiten wollten selbst zurechtgeräumt werden. Dann machte die Studentin Dilara Rückert in ihrem Beitrag sichtbar, wie im Studienalltag durch aufmerksames Sammeln und Wiederverwerten von Materialien sowohl Müll vermieden als auch Geld gespart werden kann.
Wibke Schaeffer, Architektin und Professorin i.V., berichtete in ihrem Vortrag „Radikal Minimal“ von den Herausforderungen in Tiny House Projekten mit ihren Klient:innen den Raumbedarf einzuschränken und zugleich sowohl im Konzept des Bauens wie der Nutzung Ressourcen zu schonen.
Ein einzigartiges Projekt brachte Prof. Manfred Lux mit: Anton II, ein von ihm geplantes Einfamilienhaus in der Nähe von Augsburg ist gebaut wie ein Möbelstück, kreislaufgerecht demontabel, aus regionalem Holz errichtet sowie leim- und metallfrei gefügt. So besonders das Projekt wirkt, der zugrundeliegende Entwurf ist als Serienhaus konzipiert, so dass er als Modell dienen kann.
Zsofia Kollar aus Amsterdam stellte in ihrem begeisternden Gastbeitrag „What is the Value of Human Waste?“ Human Material Loop vor, mit dem sie vor Augen führte, wie radikal anderes Denken konsequent in radikal neues Handeln zu übertragen zu überzeugenden Ansätzen für Kreislaufwirtschaft führen kann: Pro Jahr fallen schätzungsweise 2,2 Millionen Tonnen menschliches Haar als Abfall an, die grundsätzlich Qualität von Schafwolle nicht nachstehen. Zofia Kollar führt vor, wie man diese Ressourcen industriell nutzbar machen kann und setzt das mit ihrem Unternehmen um.
Das gemeinsame Abendessen war wie stets als Event gestaltet zum Thema „Radikal Räumen“ mit dem Höhepunkt, dass alle Teilnehmer:innen, die angaben, sich omnivor zu ernähren, darüber abstimmen konnten und eine Mehrheit finden, ob ein vorgeführtes lebendes Huhn in ihrem Beisein geschlachtet und zubereitet werden soll, da sonst alle Speisen vegan wären. Die Entscheidung war eindeutig: Von etwa 30 Personen war lediglich eine bereit, eine Schlachtung zu mit anzusehen, folglich blieb es bei veganem Essen an dem Abend.